You are currently viewing Zielnetz 2040 in Österreich

Zielnetz 2040 in Österreich

Lesezeit ca. 6min

Allen, die diesen Beitrag lesen, empfehlen wir, sich vorher die einzelnen Videos des Zielnetzes 2040 auf dem YouTube-Kanal von Zügige Züge anzusehen.

Nachdem bereits im Jänner das Zielnetz 2040 für den Bahnausbau in Österreich von Mobilitätsministerin Leonore Gewessler und ÖBB-Generaldirektor Andreas Matthä präsentiert wurde, ist nun auch der dazugehörige Fachentwurf veröffentlicht worden. Neben einem Hauptdokument enthält der Fachentwurf unter anderem eine Karte des geplanten Schienennetzes 2040, eine Karte des angestrebten integralen Taktfahrplans und eine Linientaktkarte für den Personenverkehr. Vor allem aber enthält es ein Modul-Dossier, in dem jedes der 25 Module des Zielnetzes 2040 im Detail erläutert wird.

Dabei geben die Autoren für jedes der 25 Module des Zielnetzes 2040 das Kosten-Nutzen-Verhältnis an. Ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 2 bedeutet beispielsweise, dass der erwartete Nutzen des entsprechenden Moduls doppelt so hoch ist wie die Kosten. Ist das Nutzen-Kosten-Verhältnis größer als 1, wurde das Modul in das Zielnetz 2040 aufgenommen. Für 23 der 25 Module des Zielnetzes 2040 liegt das Nutzen-Kosten-Verhältnis zwischen 1,71 und 17,18. Bei einem Nutzen-Kosten-Verhältnis von 17 erhält man für jeden ausgegebenen Euro einen Nutzen von 17 Euro. Lediglich der Ausbau der Kammererbahn bei Vöcklabruck stellt mit einem Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,47 einen Ausreißer nach unten dar.

Bleibt noch das fünfundzwanzigste und gleichzeitig teuerste Projekt des Zielnetzes 2040, die neue Innkreisbahn. Diese weist ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von gerade einmal 1,06 auf. Nach den Berechnungen, die dem Zielnetz zugrunde liegen, übersteigt der Nutzen die Kosten des Projekts also um ganze 6 %, bei 23 anderen Projekten sind es mindestens 71 %, meist aber deutlich mehr. Welche konkreten Annahmen für die Ermittlung des Nutzen-Kosten-Verhältnisses der neuen Innkreisbahn getroffen wurden, geht aus dem Moduldossier nicht hervor.

Da gerade das teuerste und umstrittenste Projekt des Zielnetzes 2040 das mit Abstand schlechteste Nutzen-Kosten-Verhältnis aufweist, wäre es durchaus sinnvoll, wenn im Moduldossier die genauen Annahmen aufgelistet würden. So stellt sich z.B. die Frage, welcher Referenzwert für die Berechnung der Fahrzeitersparnis zwischen Wien und München herangezogen wurde. Schließlich gibt es drei Möglichkeiten, die geplanten 2:30h zwischen Wien und München zu vergleichen.

Möglichkeit 1: Der Vergleich mit der aktuellen Fahrzeit von 4:00h.

Möglichkeit 2: Der Vergleich mit der Fahrzeit von 3:30h, die im Jahr 2040 auch ohne Neue Innkreisbahn möglich sein wird.

Oder Möglichkeit 3: Der Vergleich mit der Fahrzeit von 3:15h. Diese wäre 2040 ohne Neue Innkreisbahn möglich, wenn in St. Pölten und Salzburg nicht gehalten würde. Der Wegfall dieser Halte ist ja auch im Plan 2:30h vorgesehen. Nur dieser Vergleich ist also fair. Wir wissen aber nicht, ob tatsächlich so gerechnet wurde. Bei einem Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,06 sind solche Details aber entscheidend.

Daher weisen wir gerne darauf hin, dass bis zum 26. April die interessierte Bevölkerung aufgerufen ist, unter dieser Mailadresse (zielnetz@bmk.gv.at) eine Stellungnahme zum Zielnetz 2040 an das Mobilitätsministerium zu senden. Selbstverständlich werden auch wir diese Gelegenheit nutzen und unsere umfangreichen Überlegungen zum Zielnetz 2040 zusammenfassen. Unsere Ausarbeitung eines optimierten Zielnetzes 2040 für Österreich ist bereits weit fortgeschritten. Diesen Vorschlag werden wir nicht nur an das Mobilitätsministerium senden, sondern natürlich auch in einem eigenen Video und Beitrag mit euch teilen.

Weitere Informationen dazu und vieles mehr findest du im Video von Zügige Züge hier auf YouTube:

Dieser Beitrag wurde in Kooperation mit Zügige Züge gestaltet | Letzte Aktualisierung: 20.04.2024 | 18:00 Uhr
Lesezeit ca 7min

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
ÄLTESTE
NEUESTE
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen